Gute Begleitung
8. Dezember 2018Fachtagung für adoptierte Erwachsene
10. April 2019Adoption als Lebensthema
Adoptiert sein, ist kein einmaliger Akt. Auch wenn es vielen Menschen sehr schwer fällt, das so zu sehen, lässt es sich jedoch nicht verleugnen. Die Tatsache, adoptiert zu sein hinterlässt eine unverkennbare Spur auf der Lebenslinie eines Menschen, die komplexer und facettenreicher nicht sein könnte. Ich vergleiche sie gern mit den menschlichen Faszien, die netzartig unseren Muskelapparat umhüllen, nur dass es eben netzartig das Denken und Fühlen umhüllt und somit das Handeln beeinflusst. Oft wird es gar nicht bemerkt, so fein sind die Ausläufer der dünnen Erfahrungs- und Bedürfnisstränge, die sich wie elektrische Impulse in alle Regionen schmuggeln, auf der Suche nach Sicherheit. So kann es passieren, dass ganz banale Situationen, die ganz offensichtlich nichts mit der Adoption zu tun haben, in der Tiefe anhand des individuellen Umgangs, doch damit in Verbindung gebracht werden können.
Ich selbst bin ebenfalls adoptiert. Mein Leben bis heute war und ist eine Achterbahnfahrt mit vielen Höhen und Tiefen und obwohl ich mittlerweile ohne jeden Zweifel sagen kann, meinen Platz im Leben gefunden zu haben, ist meine Erfahrung so, dass die Auseinandersetzung mit diesem Schicksal niemals enden wird. Dazu kommt es an allen möglichen Stellen im Leben zu oft vorbei.
Hierzu ein Beispiel:
Ich habe letztes Jahr den Job gewechselt, da mein Chef den wohlverdienten Altersruhestand angetreten hat. Es war klar, dass wir alle gekündigt werden und es war auch vollkommen in Ordnung so. Schliesslich war die Argumentationslage einleuchtend und das Ergebnis lag nicht in der eigenen Arbeitsleistung begründet. Also schien erstmal alles in Ordnung. Bis zu dem Tag, an dem ich die Kündigung in den Händen hielt. Stimmungsmässig ging es so schnell bergab, dass ich es noch nicht einmal bemerken konnte. Ein dicker Kloss in meinem Hals wurde spürbar und mein Magen rumorte. Ich fühlte mich hundeelend, nicht gewollt und nicht gut genug.Heute kann ich sagen, es hat mir schwer auf den Magen und den Selbstwert geschlagen und es brauchte etliches an Mühe, Zeit und Reflexionsarbeit, um Klarheit darüber zu gewinnen, was hier passierte um wieder festen Boden unter den Füssen zu bekommen.
Warum? Erfahrungen werden über Gefühle in den Körperzellen abgespeichert und in den selben oder ähnlichen Situationen wieder wachgerufen und lösen wieder die gleichen Gefühle aus, wie die verursachenden Situationen. Mit dem logischen Menschenverstand und dem theoretischen Wissen hat das nichts zu tun. Wir können uns das nicht vornehmen und schon gar nicht auf der Verstandesebene verändern. Wir müssen es erleben und erfahren, anschliessend reflektieren und auf ihre Stimmigkeit überprüfen. Dies dauert ein wenig und kostet Überwindung. Auch die Ausdauer und der Wille sind hierbei gefragt. Bequemer wäre es natürlich, sich den überwältigenden Gefühlen hinzugeben, ohne sie zu hinterfragen und abzuwarten, bis es besser wird. Meist mit den Worten: „ So ist das eben, ich bin eben so und kann es nicht anders!“ Allerdings ist dann die Wiederholung vorprogrammiert. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum sich die unguten Dinge in Ihrem Leben ständig wiederholen, fast identisch ablaufen und irgendwann Ermüdung und Resignation hervorrufen? Es ist eine Entscheidung, die wir treffen müssen.
Wollen wir unser leben aktiv gestalten oder Marionetten sein, die bespielt werden. Dabei kommt es nicht so sehr auf die Vielen Wünsche an, die wir alle in uns tragen. Ein Wunsch allein ändert nichts, eine Entscheidung ändert alles.
Ihre Frage ist willkommen
- Sie sind adoptiert oder Eltern eines adoptierten Kindes? Sie wünschen sich Hilfe im Umgang mit Problemen oder bei einem nächsten gemeinsamen Schritt? Ich bin so gerne für Sie und Ihr Anliegen da.